Du kennst das: Der Putt fühlt sich gut an, rollt sauber los – und bleibt trotzdem vor dem Loch liegen. Oder er schießt dir plötzlich einen Meter zu weit vorbei. Der Unterschied? Grüngeschwindigkeit. In diesem Guide lernst du, was der Stimp-Wert bedeutet, welche Faktoren ein Green schneller oder langsamer machen – und wie du dein Putten sofort anpasst. Kurz: Du verstehst Grüns, anstatt dich über sie zu ärgern.
Typische Stimp-Werte im Vergleich
Platztyp | Stimp | Gefühl auf dem Grün |
---|---|---|
Öffentliche Plätze / feucht | 6–8 | deutlich mehr Tempo nötig, Putts sterben eher aus |
Clubturnier / gepflegtes Sommergrün | 9–10 | solide Geschwindigkeit, gutes Feedback |
Top-Privatclub / regionale Events | 10–11 | schnell, präzises Touch-Management nötig |
Pro-Tour / Major-Setup | 11–13+ | sehr schnell, leichte Berührung, Breaks werden größer |
Wetter, Pflege & Oberfläche: Was das Grün wirklich schnell macht
1) Feuchte & Wasser
- Regen/Morgentau bremst: Wasserfilme erhöhen den Rollwiderstand.
- Trockenheit beschleunigt: fester Boden, kürzerer effektiver Halm.
2) Schnitthöhe & Walzen
- Niedrigere Schnitthöhe = schnelleres Grün (typisch 3–4 mm).
- Walzen glättet die Oberfläche → mehr Roll, weniger Mikrobremsen.
3) Pflegezyklen
- Vertikutieren/Aerifizieren verbessert die Ebenheit langfristig.
- Düngung/Bewässerung steuern Dichte & Elastizität des Rasens.
4) Mikrostruktur & Getreide (Grain)
Vor allem bei Bermuda rollt der Ball mit dem Wuchs schneller und gegen den Wuchs spürbar langsamer. Achte auf Mähstreifen, Glanz und Richtung zum Abendlicht.
Grasarten: Warum nicht jedes Green gleich tickt
- Bentgrass (Agrostis): fein, dicht, sehr gleichmäßig – beliebt in gemäßigten Klimazonen; kann sehr schnell gemäht/gewalzt werden.
- Bermuda: robust, körnig, deutliches Grain; bei Hitze top, im Winter overseedet (Rye).
- Poa annua: tageszeitabhängig, nachmittags „bumpy“ durch Samenstände; morgens am gleichmäßigsten.

Taktik: So passt du dein Putten an den Stimp an
Auf langsamen Grüns (Stimp 6–8)
- Längere Bewegung, aber gleichmäßige Beschleunigung.
- Mehr Energie durch den Ball, aber kein „Stoß“ aus dem Handgelenk.
- Linienwahl: Weniger Break einkalkulieren – der Ball „hält“ die Linie besser.
Auf mittleren Grüns (Stimp 9–10)
- Standardrhythmus, Fokus auf Treffqualität.
- Startlinie trainieren (Gate-Drill) und Speed-Korridor (30–60 cm Ausroll).
Auf schnellen Grüns (Stimp 11–12+)
- Kompakter Schwung, weiche Hände, Ball stirbt am Loch.
- Mehr Break einkalkulieren – der Ball rollt länger seitlich.
- Uphill: mutiger; Downhill: defensiver (Zielpunkt näher).
Dein Pre-Round-Programm (10 Minuten), um das Tempo zu „kalibrieren“
- 3× Längen-Drill (5, 10, 15 m): nur auf Speed putten, Loch egal.
- Leiter-Drill: 5 Bälle nacheinander jeweils 30 cm weiter ausrollen lassen.
- Serien-Drill: 10 Putts aus 1,5–2 m – Fokus Startlinie, nicht „reinwürgen“.
- Downhill-Uphill-Abgleich: 3 Putts bergab, 3 bergauf gleicher Startentfernung.
Break lesen: Was Geschwindigkeit mit der Linie macht
Geschwindigkeit und Linie sind untrennbar. Ein langsamer Putt nimmt mehr Break auf, wenn er lange rollt – ein härter gespielter Putt „kürzt“ den Break, riskiert aber mehr Auslipper. Definiere vor jedem Putt: „Tote ins Loch“ (sanft) oder „aggressiv Mitte“ (direkter) – und passe die Linie konsistent dazu an.
Greenkeeper-Faktoren: So steuern Clubs die Stimp-Geschwindigkeit
- Schnitthöhe & Schnittfrequenz (einmal vs. zweimal täglich)
- Walzen (Turniertage)
- Bewässerung (morgens/abends, gezielt statt flächig)
- Topdressing (feiner Sand für Ebenheit)
- Belüftung/Vertikutieren (Elastizität, Gesundheit, Ebenheit)
Tobias-Faktor: „Wir hatten am GC Seddiner See an warmen, trockenen Tagen spürbar schnellere Grüns als am Morgen nach Regen – Walzen + geringere Schnitthöhe haben’s deutlich gemacht.“
Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest
- Kein Aufwärmen: 5 Minuten Feel fehlen → falsche Distanzeinschätzung von Grün 1 an.
- Zu viel Handgelenk: Tempo wird unkonstant → setze auf Schulterpendel.
- Falscher Fokus: Nur Linie, kein Speed. Merksatz: „Speed first, line second.“
- Gleiches Tempo auf allen Grüns: Passe Rhythmus & Ausholweg an die Tagesbedingungen an.
Praxis-Box: Mini-Übungen für zu Hause
- Meter-Mindset: Rolle Bälle auf Teppich 1 m, 2 m, 3 m – ohne Ziel, nur Distanz.
- Glasrand-Drill: Putt endet am Glasrand und „stirbt“ daran – perfektes Pace-Feedback.
- Tempo-Takt: Zähle im Kopf „eins–zwei“ (hin–zurück) für einen konstanten Rhythmus.
Weiterlesen & Technik vertiefen
Fazit: Tempo lesen, Punkte sparen
Wer den Stimp versteht, trifft smartere Entscheidungen: Du kalibrierst dein Tempo, wählst die Linie passend und vermeidest Dreiputts. Nimm dir vor der Runde 10 Minuten fürs Feel, beobachte Feuchtigkeit, Glanz & Mähstreifen – und entscheide konsequent zwischen „Tot ins Loch“ oder „aggressiv Mitte“. So wird jedes Green berechenbarer – egal, ob Stimp 7 oder 12.