Besser Putten im Golf: Warum du dein Handicap auf dem Grün verlierst

Ein 3-Putt kann jede Runde ruinieren. Hier erfährst du, warum Putten über dein Handicap entscheidet

von Tobias Bojko

Besser Putten im Golf: Warum du dein Handicap auf dem Grün verlierst – und wie du es änderst

Ein verschobener Putt kann deine Runde ruinieren. In diesem Artikel erfährst du, warum das Putten so entscheidend ist – und wie du es mit System verbesserst.

1. Die Geschichte eines verlorenen Turniers

Stell dir Folgendes vor: Ein Clubturnier. Ein erfahrener Spieler, Mitte 40, spielt eine seiner besten Runden des Jahres. Er trifft fast jedes Fairway, seine Eisenschläge sitzen, er liegt auf Kurs für eine 79 – sein persönlicher Rekord. Doch dann kommt die 17: Par 4, einfacher Abschlag, solider Approach – der Ball liegt zwei Meter vom Loch entfernt. Der Birdie ist greifbar. Stattdessen: Er puttet zu kurz. Nervös geworden, liest er den Rückputt falsch – und schiebt ihn vorbei.3 Putt. Bogey. Momentum weg. Auf der 18 das gleiche Spiel. Wieder 3 Putts. Am Ende steht eine 82 – und das Wissen: „Ich habe nicht durch meinen Schwung verloren – sondern mit dem Putter.“Das ist keine Seltenheit. In der Realität verlieren über 70% aller Golfer mehr Schläge auf dem Grün als irgendwo sonst auf dem Platz.

2. Die brutale Wahrheit: Deine Putts ruinieren dein Handicap

Viele Spieler investieren Stunden auf der Driving Range. Sie holen sich neue Driver, buchen Trainerstunden für den Rückschwung – aber auf dem Putting-Green? Vielleicht 5 Minuten vor der Runde, und das halbherzig.Dabei ist Putten der Bereich mit dem größten Einfluss auf dein Score – und gleichzeitig der am einfachsten zu verbessernde.
Beispielhafte Zahlen aus dem Amateurbereich:

  • ⛳ Durchschnittliche Putts pro Runde bei HCP 20: 36–40
  • ⛳ 3-Putts pro Runde: 4–6
  • ⛳ Spieler mit HCP 10: 30–32 Putts, kaum 3-Putts

Ein einziger vermiedener Drei-Putt pro Runde macht 20–30 Schläge weniger im Jahr. Das ist der Unterschied zwischen Frust-Score und persönlicher Bestleistung.

3. Die drei größten Fehler beim Putten – und wie du sie vermeidest

Viele Golfer haben keine Putt-Routine. Keine Vorstellung von Zielpunkten. Keine Technik für Geschwindigkeit. Deshalb sieht man oft dieselben Fehler:
❌ Fehler 1: Putten ohne Tempo-Gefühl
Ein Putt lebt vom Gefühl für Geschwindigkeit. Du kannst perfekt zielen – aber wenn der Ball zu stark oder zu schwach gespielt ist, hast du keine Chance.Typisches Beispiel: Der erste Putt aus 8 Metern geht deutlich zu lang – der Rückputt ist nervig lang. Du bist mental unter Druck – der nächste geht vorbei. 3-Putt.
❌ Fehler 2: Kein Ziel, nur „aufs Loch“
Gute Putter zielen nicht aufs Loch, sondern auf einen Zwischenpunkt – z. B. eine Stelle 30 cm vor dem Ball, auf der idealen Linie.

Ein kontrollierter Putt wird wie ein Schlag auf eine Linie gespielt – nicht auf ein Ziel im Raum. Diese Perspektive verändert alles.
❌ Fehler 3: Keine Routine, keine Wiederholbarkeit
Was du brauchst: Eine klare Abfolge, die dich in einen vertrauten mentalen Zustand versetzt. Eine gute Pre-Shot-Routine senkt deinen Puls, stabilisiert den Bewegungsablauf – und macht Putts auch unter Druck erfolgreich.

4. Der Schlüssel: Technik + Gefühl + System
Gutes Putten basiert auf einem einfachen, aber stabilen Bewegungsmuster. Kein Hokus-Pokus, sondern reproduzierbare Mechanik:

  • 🔁 Pendelschwung: Der Putter schwingt kontrolliert aus den Schultern, die Handgelenke bleiben stabil.
  • 🪞 Square Setup: Augen über dem Ball, Schultern parallel zur Ziellinie.
  • 🧘 Konstanz: Immer gleiche Griffhaltung, gleiche Standbreite, gleiche Routine.

Deine 4-Schritte-Putt-Routine:

  1. Lesen: Wo ist der höchste Punkt (Break)? Zielpunkt festlegen – nicht das Loch!
  2. Gefühl vorbereiten: 2 Probeschwünge mit Blick auf die Distanz, nicht auf den Ball
  3. Setzen: Ziel fixieren, Ball ansprechen, ruhig atmen
  4. Durchziehen: Kein Zögern – durchschwingen wie geplant
5. Deine erste Trainingsübung: Das 3-Zonen-Putten
3-zonen-putting

3-zonen-putting

Ziel:
Stärkung der kurzen Putts (1–3 Meter), Aufbau von Selbstvertrauen und Wiederholbarkeit.
Aufbau:

  • ⛳️ Markiere 3 Putt-Distanzen mit Tees: 1 Meter, 2 Meter, 3 Meter
  • ⛳️ Putter, 3 Bälle, ruhiges Übungsgrün oder ebenes Teppichstück
  • ⛳️ Putte je 3 Bälle aus jeder Zone Richtung Loch

Wertung:

  • 1 Punkt pro Treffer
  • Ziel: Mindestens 7 von 9 Putts versenken

Fortgeschritten:
Führe die Übung 3x hintereinander mit Pause durch. Ziel: In Runde 3 noch über 80% Trefferquote halten – das simuliert mentalen Druck.
Effekt:
Du baust Sicherheit auf den Distanzen auf, die in der Realität am häufigsten zum Score-Killer werden. Die 1–3 Meter sind entscheidend für Pars, Bogeys – und auch Birdies.

6. Fazit: Deine Scores beginnen und enden auf dem Grün

Putten ist keine Nebensache. Es ist der wichtigste Teil deines Spiels, wenn du dein Handicap verbessern willst. Keine andere Disziplin beeinflusst deinen Score so stark mit so wenig körperlichem Aufwand.Und das Beste: Du kannst Putten überall trainieren – auf dem Übungsgrün, zuhause im Wohnzimmer, sogar im Büro. Du brauchst keine 200 Meter Schläge, sondern Kontrolle auf 2 Meter.💡 Beginne heute mit dem 3-Zonen-Putten. Baue eine Routine auf. Und bleib dran – denn schon morgen geht’s weiter mit dem nächsten Schlüssel zum Erfolg.

📅 Morgen: Zielorientiertes Putten – So erkennst du deine wahren Schwächen

Dir gefällt vielleicht auch